Alternative Pornos: ästhetisch und natürlich heiß!
Alternative Pornos
Ästhetisch und natürlich heiß!
Wer kennt es nicht: Alles beginnt mit einem 10-minütigen Blow Job, bei dem (zumeist) die Frau voller Hingabe am überdimensionalen Penis des Mannes saugt und ihn ausgiebig mit Speichel dekoriert. Nahtlos geht es dann ans Eingemachte und es folgt ein Stellungskrieg, der seinesgleichen sucht. Währenddessen kommt SIE selbstverständlich mehrmals und bietet lustvoll alle Körperöffnungen zur freien Nutzung des Mannes feil, dessen Gesicht oft nicht einmal gezeigt wird. Im Fokus steht die laut stöhnende Frau zum Lustgewinn des Mannes, die all diese Spielereien vermeintlich wahnsinnig genießt und sich nur zu gern benutzen lässt – und zum immer gleichen Ende des erotischen Spektakels wahlweise mit einem Deep Throat und / oder einem Cumshot „belohnt“ wird. Porno eben. Wir lieben oder hassen sie. Fakt ist, dass wir alle schon den ein oder anderen gesehen haben und die „Story“ irgendwie konsequent die gleiche ist. Pornos werden für Männer gemacht – und das obwohl mittlerweile Frauen als Konsumentinnen eine immer größere Rolle spielen: etwa ein Drittel der Nutzer*innen von Porno-Streaming-Plattformen sind weiblich.
Der Porno: Die Wurzel allen Übels?
Meist absolut vorhersehbar und gänzlich frei von Handlung erfüllen die Filmchen zwar ihren Zweck, schüren aber ebenso falsche Erwartungen und realitätsfremde Menschen- und Sexualitätsbilder. Pornos stumpfen ihre Konsumenten ab und die wollen und brauchen immer mehr, um überhaupt noch erregt zu werden. Schneller, härter, abgedrehter muss es sein – und das bringt nicht nur Pornodarsteller*innen oft an die Grenzen des Möglichen, der Legalität und Gesundheit. Pornos können süchtig machen. Das ist keine neue Erkenntnis. Auch die Tatsache, dass Mainstream-Pornos eine unrealistische Darstellung von Sex vermitteln, ist kein Geheimnis. Leistungsdruck, Überschätzung und ein vollkommen verschobenes Bild von der eigenen Sexualität sind mögliche Folgen. Die Sucht nach immer härteren Pornos kann die eigene reale Sexualität massiv beeinflussen. Wir "fühlen" unseren Partner nicht mehr, können durch reale Körperlichkeiten nicht mehr angemacht werden. Das liegt beispielsweise auch an den extremen Nahaufnahmen von Genitalien in Pornos, die zwar visuell stimulieren, aber in der Realität nicht ansatzweise so wirken. Der Anblick echter Geschlechtsteile wird verzerrt, eigene Wünsche gehen im Streben um perfekten Porno-Sex unter und am Ende wissen wir nicht, was uns eigentlich anturnt. Damit verbauen wir uns selbst viele sinnliche und erotische Erfahrungen. Unsere Fantasie spielt beim Sex eine große Rolle und diese braucht Raum, um sich entwickeln zu können. Sind wir vollgestopft mit Eindrücken, bleibt kein Platz mehr für eigenes Kopfkino.
Authentisch und echt gut
Kein Wunder, dass viele von uns die immer gleichen Schmuddelfilmchen satthaben. Nicht umsonst gehören Amateurpornos zu den meistgesuchten Porno-Kategorien, denn wir alle wollen uns identifizieren. Wir wollen Menschen sehen, die uns das Gefühl geben, den Part im Film selbst übernehmen zu können. Wir brauchen Authentizität. Pornos sind nicht die Wurzel allen Übels. Ganz im Gegenteil: ein gesunder, kontrollierter Konsum bringt Feuer in die Laken und bereichert das Liebesleben. Sie können Anregungen bieten oder als kleines Vorspiel den eigenen Sex anheizen. Deshalb geht mittlerweile ein spürbarer Ruck durch die Gesellschaft und Pornoindustrie, hin zu kunstvollen Erotikfilmen mit Ästhetik, Story und natürlichen Menschen. Denn das Motto sollte lauten: Klasse statt Masse. Dann müssen wir uns auch nicht mehr die halbe Nacht um die Ohren schlagen, weil genitale Nahaufnahme auf Vorschaubildchen das Klickbedürfnis schüren und am Ende 20 offene Tabs auf die sexuelle Aufarbeitung warten.
Vier alternative Pornos für Lust statt Frust
Alternativ = Hippie-Sex der 70er Jahre? Weit gefehlt. Vielmehr sind alternative Pornos ästhetische, erotische Filme, die eine echte Abwechslung zum Einheitsbrei des gängigen Porno-Mainstreams bieten. Sie sind visuelle Lustmacher, die sich mit gelebter Erotik auseinandersetzen und Menschen in all ihren Facetten zeigen. Zumeist steht die sexuelle Lust und Sinnlichkeit der Frau im Mittelpunkt des Geschehens, weshalb sie oft auch als „Frauenporno“ bezeichnet werden. Was natürlich absolut nicht heißt, dass sie für Männer ungeeignet wären. ;-)
Wir haben euch vier richtige Leckerbissen zusammengetragen:
Schnick schnack schnuck
Auf der Suche nach alternativen Pornos spuckt Google sofort dieses idealistische Low Budget-Projekt aus. Dank einer Crowdfunding-Kampagne konnte das Projekt realisiert werden. Wildes Gerammel gibt es hier nicht zu sehen! Schnick schnack schnuck ist ein humorvoller und liebenswerter Porno mit wundervollen expliziten Sexszenen. Spielerisch und witzig wirft der Film Fragen zu Eifersucht, Liebe und Sexualität auf. Ein erotischer Film, der supererfrischend und einfach schön ist.Beim postpornografischen Film häppchenweise handelt es sich um den Vorgänger von schnick schnack schnuck - er ist ebenfalls ein Crowdfundig-Projekt. Das „gute Stück“ ist eher Kunst als Porno, aber ziemlich lustvoll und total sympathisch. Sechs junge Menschen treffen sich zum gemütlichen Essen mit anschließendem Flaschendrehen in der Erwachsenen-Version. Mut, Ästhetik und Sinnlichkeit – verpackt in Gespräche und Handlungen, die eine freie Sexualität darstellen. häppchenweise ist ein inspirierender Film, der sich auch für einen gemütlichen Abend mit (sehr) guten Freunden auf der Couch bestens eignet. ;-)
Als Pionierin des Artcore (frauenfreundliche und kunstvolle Erotikfilme) und der sexpositiven Frauenbewegung produziert Petra Joy Pornos aus Sicht von Frauen. In den heißen Streifen stehen erotische und sehr sinnliche Lustspiele im Vordergrund. Porno-Junkfood gibt es bei Petra Joy nicht, stattdessen werden eure Sinne mit echten Gefühlen von motivierten Amateurdarsteller*innen verwöhnt, die nicht selten auch in kunstvollen Kostümen stecken und für ein sinnliches Setting sorgen. Hier sind Männer das Objekt der Begierde und statt dem obligatorischen Zoom auf die Genitalien aller Beteiligten gibt es lustvolle Gesichter zu sehen. Tabuthemen bekommen Raum und Safer Sex gehört hier einfach zum guten Ton. Diese kunstvollen Erotikfilme sind, wie Sex eben ist: facettenreich, bunt, außergewöhnlich und einzigartig. Eben nichts, was sich in Schubladen stecken lässt.
Wie passen Pornos und Feminismus zusammen? Indie Erotik ist die Antwort! Indie Erotik wurde von der schwedischen Filmemacherin und Politikwissenschaftlerin Erika Lust erschaffen. Ihre erotischen Filme sind wahre Kunstwerke, die voller Respekt, Hingabe, Achtsamkeit, Feminismus und Lust echten Sex zeigen. Im Fokus stehen dabei Erotik, Liebe und natürlich Frauen! Es geht um Sehnsüchte, Träume und Wünsche von Frauen und wie zwei (oder mehr) Personen eine wundervolle Verbindung miteinander eingehen. Es herrscht ein Gleichgewicht zwischen der Darstellung weiblicher und männlicher nackter Körper. Erika Lust zeigt eindrucksvoll und sehr ästhetisch die natürliche Leichtigkeit, die beim Liebesspiel entstehen kann, wenn es sich frei entwickeln und entfalten kann. Zu sehen gibt es jede Menge natürlicher Körper, die sich hingebungsvoll einer besonderen Intimität ergeben und ganz im Moment sind. Achtsam liebemachen statt einfach nur ficken: Das ist die Indie Erotik von Erika Lust.
(Genuss)Pornos für alle!
Hildegard Knef sagte einmal: "Ich frage mich, warum heute hinsichtlich der Sexualität alles so sportlich geworden ist." Und damit ist sie nicht alleine. Mainstream-Pornos sind aggressiv, männlich und ergebnisorientiert, irgendwie auch anonym. Erfolgreich sind sie trotzdem, denn ein Viertel aller Suchanfragen im Netz drehen sich um Pornografie. Damit machen die Internet-Porno-Anbieter einen Umsatz von 12,6 Millionen Euro pro Tag! Leider sind (noch) zu wenig echte Kunstwerke und Alternativen unter den angebotenen Filmen. Das wird sich durch eine sich neu entwickelnde Szene hoffentlich ändern, denn alternativen Pornos stehen für Verantwortungsbewusstsein und stolze, authentische Darsteller*innen mit Herz und Seele, deren eigene sexuelle Vorlieben die Filme beleben. Das alles können uns anonyme Tube-Sites nicht geben. Es fehlt ihnen an wirklich echtem lustvollen Content, der nicht nur geil macht, sondern uns ganzheitlich berührt und alle unsere Sinne verwöhnt. Sex hat man schließlich mit dem ganzen Körper. ♥